(Repost Beitrag Piratenpartei NRW)
Gastbeitrag von PIRAT Marc Becker
Selten hat ein Kampagnenbild zu so hitzigen Diskussionen geführt, wie der diesjährige Beitrag zur Gamescom, der sich mit den Killerspielen und der Bundeswehr auseinandersetzt.
Um vorab etwas zu der Kampagne Ein Herz für Gamer zu sagen: Sie richtet sich sehr gezielt an die Gamer, die dieses Jahr wieder mal in großen Massen zur Gamescom nach Köln pilgern.
Für die Nicht-Gamer unter den geneigten Lesern sei dazu erklärt, dass die Gamescom, gemessen nach Ausstellungsfläche und Besucheranzahl (345.000 Besucher im Jahr 2015), die weltweit größte Messe für interaktive Unterhaltungselektronik, insbesondere für Video- und Computerspiele ist.
Dabei muss man sich vom Klischee des pickligen Teenagers als typischen Messebesucher verabschieden. Der Durchschnittsgamer ist mittlerweile 35 Jahre alt und in allen Bildungsschichten zu finden. Und so reisen jedes Jahr auch Alt-Gamer wie ich, mit durchaus nostalgischen Gefühlen zur Gamescom.
Für die Kampagne wurden insgesamt 12 Motive angefertigt, die sich fast ausschließlich mit in der Szene bekannten Sprüchen auseinandersetzen.
Was (abgesehen von einem teils skurrilen Humor) die Szene auf der Gamescom aber vereint, ist das Unverständnis über die jährlichen Info-Stände der Bundeswehr vor Ort.
Jetzt kommen die jährlichen Standard-Argumente wie:
„Ja aber es ist doch wichtig, dass die Bundeswehr über ihre Arbeit informiert!“
Da stimme ich sogar grundlegend zu, möchte aber nochmal auf den obrigen Absatz verweisen, der erklärt, worum es sich bei der Gamescom handelt: Um eine Messe für interaktive Unterhaltungselektronik, insbesondere für Video- und Computerspiele.
Es ist keine Berufsbildungsmesse, es ist keine Job-Börse und es ist erst recht keine Messe für die Präsentation von Kriegsgeräten.
„Ja aber da sind ja viele junge Leute und irgendwo muss die Bundeswehr doch neues Personal herbekommen!“
Und wieder stimme ich zu und wieder verweise ich auf die Definition der Gamescom.
„Ihr könnt doch froh sein, dass die Soldaten für euch ihr Leben riskieren!“
Das bin ich und dennoch muss ich wieder auf den Charakter einer Spielemesse hinweisen.
Die Tatsache, dass die Bundeswehr jedes Jahr (und nicht wie viele behaupten erstmalig dieses Jahr) auf der Gamescom vertreten ist, geht dem Großteil der Gamerszene seit Jahren gehörig auf die Nerven.
Dieses Jahr kommt aber wieder mal ein altbekanntes Thema auf die Tagesordnung: Die Killerspiele.
Nach dem Amoklauf in München wurde wieder mal schnell die schwachsinnige Forderung nach einem Verbot von Killerspielen geäußert. Ich werde an dieser Stelle nicht nochmal die Diskussion dazu aufmachen, da sich zu dem Thema schon genug Experten befasst haben, die es allesamt besser schaffen es zu erklären.
Und genau darum ging es bei dem Motiv: Das bigotte Handeln unseres Staates. Nicht mehr und nicht weniger!
Wir Gamer haben es satt, uns einerseits durch populistische Sprachhülsen stigmatisieren zu lassen, während die Bundeswehr offensichtlich keine Probleme damit hat, auf einer Spielemesse mit schwerem Kriegsgerät aufzuschlagen und so der Thematik der bewaffneten Auseinandersetzung (gewollt oder ungewollt) einen spielerischen Charakter zu geben.
Es ist kein Geheimnis, dass die US Armee große Mengen an Geldern in die Computerspielbranche investiert, um genau solche „Ballerspiele“ zu entwickeln. Aber hey! Das wäre wenigstens eine begründete Argumentation, um auf einer Spielemesse aufzutreten.
Die Bundeswehr könnte ja auch mal einen schweineteuren Simulator auf der Gamescom aufstellen. Das hätte wenigstens ansatzweise noch etwas mit „interaktiver Elektronik“ zu tun, wenn auch nicht zu Unterhaltungszwecken genutzt.
Stattdessen werden aber teilweise auch bereits kleine Kinder in einen der beiden Panzer von Typ „Fennek“ und „Wiesel“ gesetzt.
Kommen wir zu dem Kampagnenmotiv zurück. Eine Kampagne muss laut sein, eine Kampagne muss scheppern. Das schafft man durch Bildsprache, durch Wahl des Textes oder das Adaptieren des eigenen Stilmittels des eigentlichen Adressaten. In diesem Fall eine Persiflage der Bundeswehr-Kampagne.
Ich war selber zwei Tage auf der Gamescom vertreten und bin mit vielen Leuten zu dem Motiv ins Gespräch gekommen.
Darunter auch einige Angehörige der Bundeswehr. Es wurde viel und sachlich diskutiert und auch die o.g. Kommentare wurden behandelt. Was aber keiner aus dieser Kampagne herausgelesen hat, ist die Aussage „Soldaten sind Mörder“.
Wer versucht, mir genau dieses bei dem Motiv zu unterstellen, bei dem verabschiede ich mich mit den Worten:
„Geh weiter Dein Quadrat bei Tetris drehen!“
Allen anderen sage ich stattdessen: „Stop Playing, Start Gaming!“
Mit daddelnden Grüßen
Marc Becker
Mitglied Künstlerkollektiv „kommaaufnpunkt“
Landesbeauftragter Kreative NRW
Piratenpartei Nordrhein-Westfalen
(Repost Beitrag Piratenpartei NRW)
Gastbeitrag von PIRAT Marc Becker
Selten hat ein Kampagnenbild zu so hitzigen Diskussionen geführt, wie der diesjährige Beitrag zur Gamescom, der sich mit den Killerspielen und der Bundeswehr auseinandersetzt.
Um vorab etwas zu der Kampagne Ein Herz für Gamer zu sagen: Sie richtet sich sehr gezielt an die Gamer, die dieses Jahr wieder mal in großen Massen zur Gamescom nach Köln pilgern.
Für die Nicht-Gamer unter den geneigten Lesern sei dazu erklärt, dass die Gamescom, gemessen nach Ausstellungsfläche und Besucheranzahl (345.000 Besucher im Jahr 2015), die weltweit größte Messe für interaktive Unterhaltungselektronik, insbesondere für Video- und Computerspiele ist.
Dabei muss man sich vom Klischee des pickligen Teenagers als typischen Messebesucher verabschieden. Der Durchschnittsgamer ist mittlerweile 35 Jahre alt und in allen Bildungsschichten zu finden. Und so reisen jedes Jahr auch Alt-Gamer wie ich, mit durchaus nostalgischen Gefühlen zur Gamescom.
Für die Kampagne wurden insgesamt 12 Motive angefertigt, die sich fast ausschließlich mit in der Szene bekannten Sprüchen auseinandersetzen.
Was (abgesehen von einem teils skurrilen Humor) die Szene auf der Gamescom aber vereint, ist das Unverständnis über die jährlichen Info-Stände der Bundeswehr vor Ort.
Jetzt kommen die jährlichen Standard-Argumente wie:
„Ja aber es ist doch wichtig, dass die Bundeswehr über ihre Arbeit informiert!“
Da stimme ich sogar grundlegend zu, möchte aber nochmal auf den obrigen Absatz verweisen, der erklärt, worum es sich bei der Gamescom handelt: Um eine Messe für interaktive Unterhaltungselektronik, insbesondere für Video- und Computerspiele.
Es ist keine Berufsbildungsmesse, es ist keine Job-Börse und es ist erst recht keine Messe für die Präsentation von Kriegsgeräten.
„Ja aber da sind ja viele junge Leute und irgendwo muss die Bundeswehr doch neues Personal herbekommen!“
Und wieder stimme ich zu und wieder verweise ich auf die Definition der Gamescom.
„Ihr könnt doch froh sein, dass die Soldaten für euch ihr Leben riskieren!“
Das bin ich und dennoch muss ich wieder auf den Charakter einer Spielemesse hinweisen.
Die Tatsache, dass die Bundeswehr jedes Jahr (und nicht wie viele behaupten erstmalig dieses Jahr) auf der Gamescom vertreten ist, geht dem Großteil der Gamerszene seit Jahren gehörig auf die Nerven.
Dieses Jahr kommt aber wieder mal ein altbekanntes Thema auf die Tagesordnung: Die Killerspiele.
Nach dem Amoklauf in München wurde wieder mal schnell die schwachsinnige Forderung nach einem Verbot von Killerspielen geäußert. Ich werde an dieser Stelle nicht nochmal die Diskussion dazu aufmachen, da sich zu dem Thema schon genug Experten befasst haben, die es allesamt besser schaffen es zu erklären.
Und genau darum ging es bei dem Motiv: Das bigotte Handeln unseres Staates. Nicht mehr und nicht weniger!
Wir Gamer haben es satt, uns einerseits durch populistische Sprachhülsen stigmatisieren zu lassen, während die Bundeswehr offensichtlich keine Probleme damit hat, auf einer Spielemesse mit schwerem Kriegsgerät aufzuschlagen und so der Thematik der bewaffneten Auseinandersetzung (gewollt oder ungewollt) einen spielerischen Charakter zu geben.
Es ist kein Geheimnis, dass die US Armee große Mengen an Geldern in die Computerspielbranche investiert, um genau solche „Ballerspiele“ zu entwickeln. Aber hey! Das wäre wenigstens eine begründete Argumentation, um auf einer Spielemesse aufzutreten.
Die Bundeswehr könnte ja auch mal einen schweineteuren Simulator auf der Gamescom aufstellen. Das hätte wenigstens ansatzweise noch etwas mit „interaktiver Elektronik“ zu tun, wenn auch nicht zu Unterhaltungszwecken genutzt.
Stattdessen werden aber teilweise auch bereits kleine Kinder in einen der beiden Panzer von Typ „Fennek“ und „Wiesel“ gesetzt.
Kommen wir zu dem Kampagnenmotiv zurück. Eine Kampagne muss laut sein, eine Kampagne muss scheppern. Das schafft man durch Bildsprache, durch Wahl des Textes oder das Adaptieren des eigenen Stilmittels des eigentlichen Adressaten. In diesem Fall eine Persiflage der Bundeswehr-Kampagne.
Ich war selber zwei Tage auf der Gamescom vertreten und bin mit vielen Leuten zu dem Motiv ins Gespräch gekommen.
Darunter auch einige Angehörige der Bundeswehr. Es wurde viel und sachlich diskutiert und auch die o.g. Kommentare wurden behandelt. Was aber keiner aus dieser Kampagne herausgelesen hat, ist die Aussage „Soldaten sind Mörder“.
Wer versucht, mir genau dieses bei dem Motiv zu unterstellen, bei dem verabschiede ich mich mit den Worten:
„Geh weiter Dein Quadrat bei Tetris drehen!“
Allen anderen sage ich stattdessen: „Stop Playing, Start Gaming!“
Mit daddelnden Grüßen
Marc Becker
Mitglied Künstlerkollektiv „kommaaufnpunkt“
Landesbeauftragter Kreative NRW
Piratenpartei Nordrhein-Westfalen