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Patrick Schiffer löst Stefan Körner als Bundesvorsitzenden ab

Reblog der Piraten Mitte:

Auf dem Bundesparteitag 2016.2[1] in Wolfenbüttel haben die Mitglieder der PIRATEN Deutschland den 43-jährigen bisherigen Landesvorsitzenden aus Nordrhein-Westfalen, Patrick Schiffer[2], zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt. Patrick Schiffer setzte sich bei der Abstimmung gegen vier Mitbewerber, darunter den bisherigen Amtsinhaber Stefan Körner, durch.

Der 18. Bundesparteitag in Wolfenbüttel war ein Wahlparteitag zur Neuwahl des Bundesvorstandes und Nachwahl des Bundesschiedsgerichts. Bei den PIRATEN ist jedes beim Parteitag anwesende Mitglied stimmberechtigt.

Patrick Schiffer in seiner Bewerbungsrede:


Foto: „Patrick Schiffer, Foto: be-him CC-BY-NC-ND“

Ich möchte eine Aufbruchstimmung in der Partei. Der Verzicht auf Weltpolitik oder das Verschließen der Augen und Ohren vor ihr schützt nicht vor ihren Fragen! Unsere Weitsicht, unsere Kreativität und unsere Denkfähigkeit sind auf allen Ebenen gefragt!

Wir bieten seit langem eine ernsthafte und zukunftsweisende Politik in allen Politikfeldern.

 

Das vollständige Redescript befindet sich am Ende des Blogbeitrags.

Im Interview der Flaschenpost[3] führt Patrick zu seinen nächsten Projekten aus:

Zuallererst stehen die Wahlen in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen an. Ich werde mir meine Zeit einteilen müssen, wohin ich zum Wahlkampf gehe. Wichtig sind natürlich die 10-Jahres-Feier in Berlin, beim Straßenwahlkampf präsent sein und, dass ich Kontakt mit Journalisten aufnehme. Mit Bruno Kramm habe ich verabredet, dass wir die ersten fünf Kandidaten von Berlin besser in der Bundespresse unterbringen; wir werden da verschiedene Pressetermine organisieren. Auch mit Niedersachsen bin ich deswegen schon in Kontakt. Und dann ist da natürlich die Organisation innerhalb des Teams – da gibt es jetzt eine schöne Kombination zwischen Neuem und Kontinuität, das sollten wir ausnutzen.

Redescript von Patrick Schiffer Bewerbungsrede zum Vorsitzenden der PIRATEN Deutschland

Liebe Piraten,

wir haben es trotz aller Energie, die wir in diese Partei gesteckt haben, nicht geschafft, die Menschen von unseren Werten und Ideen zu überzeugen. Wir verkaufen uns seit Jahren unter Wert und unter unseren Möglichkeiten. Ich kann deshalb gut nachvollziehen, wenn ihr enttäuscht und auch teilweise wütend seid. Aber es macht keinen Sinn, dem Bundesvorstand die alleinige Schuld dafür zu geben. Jeder tut das in seiner Macht Mögliche, um die Partei nach vorne zu bringen. Ich persönlich weiß, was es heißt, Vorstandsarbeit im Ehrenamt zu leisten und möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich und sehr herzlich beim amtierenden Bundesvorstand für die geleistete Arbeit bedanken!

Seit meiner Entscheidung, für den Bundesvorsitz zu kandidieren, habe ich in vielen Gesprächen mit euch gespürt, dass in jedem von euch, in jedem Piraten eine Flamme brennt für unsere Ideen von Freiheit und Gerechtigkeit. Diese Flamme in euch brennt, sei es für den Schutz des Individuums oder für eine solidarische Gesellschaft, für das Gemeinwohl oder die Barrierefreiheit, sei es für den Freifunk oder bessere digitale Bildung, sei es für den transparenten Staat oder eine ehrlichere Politik in den Kommunen, sei es für die Queerpolitik, für den Kampf gegen Rechts, für ein gerechteres Bundesteilhabegesetz oder für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege. Unsere Themen sind wichtig!

Ich würde unserem Wähler folgendes sagen: Dein Leben wird sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten radikal durch die Digitale Revolution verändern. Da kannste nix machen, das kommt so oder so. Was Du machen kannst, ist die Partei wählen, die alles, was damit zu tun hat, am besten verstanden hat.

Wegen all dieser Vielfallt stehe ich hier und möchte euer Bundesvorsitzender werden.

Aufarbeitung / Aus Fehlern lernen
Wir erleben in unserer Partei seit zwei Jahren eine regelrechte Lähmung. Dafür sind wir letztlich alle verantwortlich. Aber was wir nicht vergessen dürfen ist, dass wir es selbst in der Hand haben, uns da auch wieder herauszumanövrieren. Dazu müssen wir selbstkritisch zurückblicken bis in die Anfänge dieser Partei. An welcher Stelle haben wir die falschen Entscheidungen getroffen? Wo müssen wir anpacken?
An welchen Stellen sind Strukturen verkrustet, wo müssen wir etwas aufbrechen? Ich weiss, das sind dicke Bretter, aber diese gilt es zu durchbohren, wenn wir jung und frisch bleiben wollen. Mit mir wird es kein “Weiter so!” geben. Meine Wahl bedeutet Veränderung. Meine Wahl bedeutet der Wille zum Wachsen. Meine Wahl bedeutet, mehr Aufmerksamkeit und mehr Sichtbarkeit.
Ich möchte das absolute Maximum aus dieser Partei herausholen!

Wir liegen mit unserem Durchschnittsalter bei ca. 40 Jahren. Die PIRATEN sind DIE Partei für die jungen Menschen. Das müssen wir denen aber auch mal klar sagen! Wir müssen den jungen Menschen bewusst machen, das ohne diese und die nächste Generation, die Alten keine Rente mehr bekommen. Diese jungen Menschen sind unsere Zukunft. Und diese junge Generation braucht eine Lobby, eine politische Partei, die ihre Interessen vertritt.

Wir bieten längst ernsthafte und nachhaltige Politik in allen Politikfeldern. Wir sind thematisch breiter aufgestellt und klarer positioniert. 2012 haben noch 30% der Menschen in Deutschland gesagt, sie können sich vorstellen uns zu wählen. Daran sollen sie sich dran erinnern! Ich möchte darauf hinarbeiten, dass wir im kommenden Jahr wieder steigende Mitglieder und Wählerzahlen haben.

Wir schaffen das!

Wer angesichts der globalen Herausforderungen in einem europäischen Land sagt „Wir schaffen das, wir verändern Politik.“, muss mit „wir“ genau genommen alle Menschen in dieser Partei meinen. Weltweit. Die Piratenbewegung hat ein unglaubliches Potential, was es gilt auszuschöpfen.

Ich sehe unsere Forderungen und Ideen zur digitalen Revolution nicht als Kern einer “Special Interest” Partei, sondern sie sind die notwendige Grundlage für die Weiterentwicklung einer modernen, erfolgreichen, offenen und zukunftsfähigen Gesellschaft. Es wird mit mir keine Politik isolierter netzpolitischer Themen geben.

Stillstand oder Rückschritt sind keine Alternativen für mich. Ich möchte eine Aufbruchstimmung in der Partei. Der Verzicht auf Weltpolitik oder das Verschließen der Augen und Ohren vor ihr, schützt nicht vor ihren Fragen! Unsere Weitsicht, unsere Kreativität und unsere Denkfähigkeit sind auf allen Ebenen gefragt!

Ja, wir brauchen den Aufbruch und zwar nicht erst nach der nächsten Bundestagswahl. Nein, wir brauchen den Aufbruch. Jetzt!

Ich danke euch.

Links:
[1] zur Wikiseite des 16. Bundesparteitag: http://wiki.piratenpartei.de/Bundesparteitag_2016.2
[2] Patrick Schiffer: http://pakki.be/
[3] Flaschenpost-Interview: “Nach der Wahl – Patrick Schiffer im Interview”: https://flaschenpost.piratenpartei.de/2016/08/27/nach-der-wahl-patrick-schiffer-im-interview/

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